WeltBilder - WeltModelle
Albert Einstein und die Kultur (1)

Erste Konzeptüberlegungen (Stand 18.1.2004)

Alle Titel und Überschriften in diesen konzeptionellen Überlegungen sind Arbeitstitel und damit nicht unbedingt endgültiger Natur.


Zur Einführung

Albert Einsteins physikalische Arbeiten haben zu entscheidenden Veränderungen in unserem Weltbild beigetragen. Entsprechend nachhaltig ist seine Wirkung in vielen Bereichen - auch und gerade in der Kultur oder in der Philosophie. Einsteins Wirkungsgeschichte und die Darstellungen seiner Person bzw. seines Wirkens zu analysieren und auf ihre Zukunftsfähigkeit bzw. Zukunftsmächtigkeit zu untersuchen, kann analytische Herausforderung und künstlerisches Untersuchungsprojekt sein. Beides ist Gegenstand des Projektes „WeltBilder - WeltModelle“, kurz WeltBilder. Dieses Projekt stellt eine Anregung zur Ergänzung der Einstein-Ausstellung und des Konzeptes „Bürger Einstein“ dar, möglicherweise auch einen Baustein für die Idee eines größeren Einstein-Festivals als Rahmenprogramm zur Ausstellung.

Einsteins Wirkungsgeschichte in Malerei, Bildhauerei, Architektur, Film, Videokunst, der Kunst in den neuen Medien, in Photographie, Design, Musik (ernst und populär), Literatur, Theater, Philosophie und Wissenssoziologie erlaubt spannende wissenschaftliche ebenso wie spannungsgeladene künstlerische Untersuchungen, aus denen sowohl neue wissenschaftliche Erkenntnisse als auch neue Kunstwerke entstehen können. Doch damit nicht genug: Die Option, neue künstlerische Visualisierungen der wesentlichen Fragestellungen und Erkenntnisse Einsteins unter Nutzung traditioneller wie auch neuster Techniken und Technologien zu schaffen, stellt eine Verlockung und eine Herausforderung dar. Einstein und sein „Weltbild“ bieten weitere, vielfältige Möglichkeiten der künstlerischen Erforschung und Untersuchung sowie des künstlerischen Erschaffens - weit über das biografische, lokal begrenzte und vergangenheitsbezogene Abarbeiten einzelner biographischer Lebensstationen hinaus.

Mit anderen Worten: WeltBilder analysiert Weltbilder sowie deren Veränderung und arbeitet zugleich an neuen WeltBildern – inspiriert von Albert Einstein, seinen Erkenntnissen und seinen Intuitionen.
Rückblickend analysieren wir, daß rund um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert in unserem Weltbild ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat, zu dem Einstein mit seinen Erkenntnissen und seiner Intuition wesentlich beigetragen hat. Diese Bewertung als Paradigmenwechsel war lange umstritten und setzte sich erst deutlich später durch. WeltBilder stellt künstlerisch die Frage, ob sich rund um den Jahrhundertwechsel vom 20. zum 21. Jahrhundert ähnliches tut. Noch könnte es im Verborgenen liegen, nur ansatzweise erkennbar, aber mit der visionären Kraft der künstlerischen Imagination bereits erkennbar.
WeltBilder arbeitet mit unterschiedlichen künstlerischen Formen, mit Elementen aus den unterschiedlichsten Disziplinen, aber auch gerade interdisziplinär. WeltBilder verbindet den analytischen Blick zurück in die Geschichte mit dem produktiven Blick nach vorn in die Zukunft. WeltBilder integriert den vielschichtigen Einfluß Einsteins in den gegenwärtigen Alltag. WeltBilder kommuniziert Einstein in eine breite Öffentlichkeit und lädt diese zu interaktiver Kommunikation ein – zur Mitgestaltung neuer künstlerischer Projekte und Kunstwerke.


2. WeltBilder – Erste konkrete Vorschläge

Erste, beispielhafte Ideen für mögliche Bestandteile des Konzeptes „WeltBilder“ sind im Folgenden aufgeführt. Sie sind untergliedert nach (1) Projekten, die substantielle Schnittstellen zu anderen Planungen des Einstein-Jahres aufweisen (z.B. Planungen für Schüler und Studenten oder den „Bürger Einstein“); (2) dem Menue erster Möglichkeiten für das Einstein-Jahr 2005; (3) Projekten, deren Aufgabe es auch ist, Mittel für die Durchführung der Projekte „WeltBilder“ und „Bürger Einstein“ einzuwerben und (4) ersten Projekten, die schon zu Einsteins 125. Geburtstag im Jahre 2004 in Ulm realisiert werden könnten.

  • 2.1. Einstein-Schnittstellen – Ideen, die andere Projekte des Einstein-Jahres stärken können
    „MEK - Die Mobile Einstein Kiste“ – „Hier entsteht das Einstein-Jahr 2005“ , so könnte das Motto für einen Informations- und Aktions-Container an vielen unterschiedlichen Orten lauten. In Hamburg existiert ein verfügbarer, transparenter Container, der längsseitig mit einer Plexiglaswand und technischer Grundinfrastruktur ausgestattet ist. Dieser kann als mobile, zeitweilig stationäre Informations- und Aktionsbox für Werbe- und Vorbereitungszwecke für das entstehende Einstein-Jahr, die Einstein-Ausstellung, den „Bürger Einstein“ u.a. genutzt werden, kurz als die MEK. Im März in Ulm, später vielleicht in Bern, danach an Einstein-Orten in Berlin oder anderswo. Der Phantasie und den Nutzungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Flexible Einbauten lassen unterschiedliche Nutzungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu – von der Aktionsfläche für Performances, als Ausgangsort von Projektionen und anderen Kunstaktionen bis hin zur Nutzung als Info-Box und mobiles Vorbereitungsbüro. Nutzer sind wechselnde Teams aus Künstlern, Organisatoren und Werbern. Mit dem Beginn des Einstein-Jahres 2005 wird die MEK immer mehr zu einem mobilen Veranstaltungsort des Projektes WeltBilder. Projektionen, Simulationen, Performances, Theateraufführungen, Klanginstallationen u.v.a. mehr können an verschiedenen Orten in Berlin von dieser Plattform aus öffentlichkeitswirksam und kostengünstig realisiert werden. Für die Jahre 2004 und 2005 ist die MEK Kontinuum, roter Faden und Performative.
  • „Mach mir den Einstein – Das Einstein-Casting“ – Ein öffentlicher Wettbewerb für Lehrer. Wer erklärt Einstein am besten und am interessantesten? Die Jury besteht – natürlich – auch aus Schülern. Hier bietet sich eine klare Schnittstelle zu den Programmen für Schüler und Jugendliche.
  • Weltformel - Kunstformel – Ein Denkwettbewerb für Wissenschaftler und Künstler zwischen theoretisch abgeleiteter Erkenntnis und intuitivem Wissen. Immer auf der Suche nach der einen Formel, die die Welt erklärt - wissenschaftlich oder künstlerisch. Wer wird wohl die attraktiven Preise dieses Wettbewerbs gewinnen? Dieses Projekt kann voraussichtlich auch in enger Zusammenarbeit mit Sponsoren entwickelt und durchgeführt werden.


2.2. Einstein – Erste Gänge aus dem Menue der Möglichkeiten

Im Jahr 2005 soll mit einer Vielzahl künstlerischer Projekte aus verschiedensten Bereichen ein Beitrag zum Einstein-Jahr geleistet werden. Im Folgenden werden erste Möglichkeiten aufgezeigt:

  • „Einstein-Welten“ - Rezeptionen – Reihen von Lesungen, Konzerten und Aktionen. Albert Einstein war mit einer Vielzahl von Musikern, Philosophen, Schauspielern und anderen Künstlern seiner Zeit in Kontakt und Diskussion. Einstein hat nicht nur diese Menschen beeinflußt, auch sie haben ihn geprägt. Aus Einsteins Beziehungen in die Welt der Kultur lassen sich in Zusammenarbeit mit Künstlern Ausgangspunkte für bildhafte, klangartige und szenische Ausschnitte zur Aufführung und Präsentation gewinnen, z.B.
    * Die „Einstein-Lesungen“ / Lesebücher – Abende, an denen aus Texten, die Einstein besonders prägten, gelesen wird; Abende an denen wichtige Texte Einsteins gelesen werden, Abende, an denen wichtige Texte über Einstein gelesen werden.
    * „Essen mit Einstein im Einstein“ – Einsteins Lieblingsgerichte als kulinarisch-kulturelles Programm – zwischen den Gängen erfolgen Lesungen
    * Die „Einstein-Konzerte“ – Musiker spielen Einsteins Lieblingsmusiken – von der Geige über die (kleine Bachsche) Orgel bis zum Orchester.
    * Der „Einstein-Song“ – ein Wettbewerb für Bands und die Hörer eines Radiosenders. Verschiedene Bands werden aufgefordert, einen Einstein-Song für das Einstein-Jahr zu entwickeln (z.B. Laibach, Ramstein, Ungelenk). Parallel veranstaltet ein Radiosender (z.B. „Fritz“) einen Wettbewerb, während dessen die Hörer interaktiv Zeile für Zeile den Text für eines weiteren Einstein-Songs entwickeln.
  • Das „Einstein-Orakel“
    – Das Einstein-Orakel macht Einsteins in Zitaten erhaltenes Gedankengut mit all seiner Weitsicht und seinem hoch beschleunigtem Humor einer breiten Öffentlichkeit in den verschiedensten Formen zugänglich. Es untersucht auf mehreren Ebenen den interaktiven Umgang mit Botschaften von Einstein, die der Nutzer jeweils aktiv abfragt. Dies geschieht unter Nutzung unterschiedlicher Medien und durch deren Kombination. Untersuchungsgegenstand ist auch das Nutzungsverhalten der BesucherInnen angesichts des Angebotes, über räumliche und zeitliche Barrieren hinweg von Einstein eine Antwort auf eigene Fragen zu bekommen.
    * „Mail to Albert“ generiert in Anlehnung an Einsteins gewissenhaftes Beantworten unzähliger Briefe Ratsuchender eine Vielzahl von Fragen an Einstein und liefert die jeweilige Antwort automatisch aus dem Fundus seiner vorhandenen Botschaften;
    * Die „Einstein-Orakel CD- (ROM)“ nutzt die Shuffel-Funktion des CD-Players und liefert so Impulse für eigene neue Sichtweisen bei persönlichen Fragestellungen und die Auseinandersetzung mit Einsteins Gedanken in den eigenen vier Wänden.
    * Die "Einstein-Orakel-Box" animiert BesucherInnen, ihre Fragen an das Einstein-Orakel an ausgewählten Standorten zu stellen und liefert die jeweilige Antwort automatisch aus dem Fundus seiner Botschaften. Die Fragen werden am Computer erfaßt oder akustisch aufgenommen und so für eine anschließende Präsentation im Rahmen einer Ausstellung dokumentiert. Die letzte, vollständigste Version der Einstein-Orakel CD- (ROM) können BesucherInnen anschließend käuflich erwerben.
    (Konzept als PDF-File)
  • Die „Einstein-Frequenz“ – In Kooperation mit Herstellern und Betreibern von Satellitensystemen entstehen auf gesponserten Kanälen Sonderfrequenzen, die für die wissenschaftliche und künstlerische Kommunikation über Ereignisse des Einstein-Jahres und auch die „WeltBilder“ genutzt werden können. Von der simplen Datenübertragung über Bild- und Tonübertragungen bis hin zu modernsten Projekten elektronischer Multimedia-Art ist vieles denkbar. Zudem könnten internationale und transkontinentale Übertragungen zentraler Ereignisse des Einstein-Jahres möglich werden. In Überlichtgeschwindigkeit übertragene Stereowelten machen das Einsteinjahr weltweit rezipierbar und liefern Partizipationsmöglichkeiten und Plattformen für Interaktion, Diskussion künstlerischer und philosophischer Natur sowie Dialoge zwischen Künstlern Physikern, Literaten u.a.. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden dokumentiert.
  • Die „Einstein-Visualisierungen“ – In künstlerischer Formensprache werden Einsteins wesentliche naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit traditionellen und modernsten technischen Mitteln und Formen neu dargestellt und erfahrbar gemacht. Beispielideen sind:
    *Die „Initiative Pünktlichkeit“ – Einsteins Theorie des Lichts - bewiesen mithilfe der Deutschen Bahn AG in einem großen Berliner Bahnhof.
    * Der „BewegungsZuStandPunkt“ – Ausgehend von einer konkreten räumlichen Situation (z.B. Hörsaal) werden in sich verschachtelte Beobachtungsstationen entwickelt, die selbst Teil einer Versuchsanordnung sind. So wird der Besucher Teil eines Versuches, durch den er sich beobachtend bewegt und greift dadurch maßgeblich in diesen ein. In diesem Versuchsfeld werden mehreren Aktionen von Veronike Hinsberg und befreundeten Künstlern stattfinden, bei denen mit einfachen Mitteln Wechselwirkungen zwischen dem Raum und Personen, Akteuren und Besuchern, Gegenständen und Licht erzeugt werden.
  • „Einstein - Entdeckungen“ oder Neues aus Einsteins Umfeld – Der Schweizer Künstler Hans-Peter Litscher, mit Wohnsitz in Paris, ist ein Meister der Erzählungen und Archive. Bei seinen unkonventionellen Recherchen findet er spannende Biographien und deckt verblüffende Zusammenhänge auf. Die Ergebnisse seiner Spurensuche präsentiert er in liebevoll zusammengestellten Ausstellungen (zumeist an Originalschauplätzen), durch die er die Besucher charmant und kenntnisreich führt, oder auch in größeren theatralischen Projekten.
  • Die „Einstein-Bilder einer Ausstellung“ – Für die Einstein-Ausstellung werden neben historischen Kunstwerken ebenso breit wie das Konzept „WeltBilder“ angelegte, in die Einstein-Ausstellung integrierbare zeitgenössische Kunstwerke benötigt. Der Kunsthistoriker Dieter Eisentraut präsentiert dafür einen koordinierten, offenen Vorschlag, in dem einerseits die allgegenwärtigen visuellen Darstellungen Einsteins, die sich in unser öffentliches Gedächtnis eingegraben haben, einer kritischen Hinterfragung unterzogen werden und andererseits Kunstwerke gezeigt werden, die die Wechselwirkung zwischen dem Weltbild der Wissenschaft und jenem der Kunst zukunftsorientiert repräsentieren. Die Themen „Strahlung und Materie“, „Lichtprojektionen“, „Visualisierungen wissenschaftlicher Theorien und Bilder“ und „Simulation“ werden dabei durch eine für die Beteiligung weiterer Künstler offene Gruppe um Georg Baselitz, Anja Julia Bremer, Beate Seyfarth-Kirsch, Piero Dorazio, Jürgen Stollhans und Günter Umberg bearbeitet.
  • „Einstein-Klangwelten“
    * Live - Hörspiel – Ein poetisches Konzert-Ereignis für klassisches Ensemble, Elektronik, Sänger und Sprecher mit dem "European Music Project" des Komponisten und Musikers Jürgen Grözinger. Als Textmaterialien dienen Texte von und über Einstein, literarische Texte von Zeitgenossen Einsteins oder auch Alan Lightmans "Einstein's Dreams".
    * Einstein-Lounge – In Zusammenarbeit mit einem namhaften Berliner Club, wie z.B. "Maria am Ostbahnhof" entsteht eine Veranstaltungsreihe, die mit aktueller elektronischer Musik, Licht-, Dia- und Videoprojektionen "WeltBilder" in den Clubkontext einbettet.
    * Licht-Klang-Räume – Eine begehbare mehrräumige Installation. Licht, Sound und Text erzeugen in jedem Raum eine intensive, thematisch andere Stimmung. Der Besucher erlebt Sprache und Klang konzentriert über Kopfhörer.
    * Nach der Uraufführung in Ulm wäre zu prüfen, ob die dort zur Uraufführung kommende Einstein-Oper eine Bereicherung der Einstein-Klangwelten darstellen würde.
  • „Einstein-Filmwelten“
    * „Die Akte Einstein“ – In Zusammenarbeit mit Fernsehanstalten entsteht aus den Akten der Schweizer Fremdenpolizei, der deutschen Dienste, des FBIs und anderer ein Dokumentarfilm, der das Leben des „überwachten Bürgers Einstein“ und seinen Umgang damit beschreibt. Erfahrene Geheimdienstexperten wie Erich Schmidt-Eenboom und investigative Journalisten und Dokumentarfilmer wie Susanne Härpfer kooperieren bei diesem Projekt.
    * Die „Einstein-Rolle“ – Ein Kurzfilm-Wettbewerb für junge Filmschaffende z.B. in Zusammenarbeit mit dem Kurzfilmfestival Interfilm und /oder mit Filmhochschulen. Die besten Arbeiten werden zu einer Einstein-Rolle montiert. Eine Zusammenarbeit mit dem Projekt „Friedensfilmpreis“, gefördert von der Heinrich-Böll-Stiftung und der IPPNW, wäre bei diesem und vielleicht auch bei weiteren, neuen Elementen der Filmwelten denkbar.
    * In Zusammenarbeit mit einem namhaften Videokünstler der 60er Jahre wird Einsteins Wirkungsgeschichte in der Videokunst aufgearbeitet und auf ihr Potential für die Zukunft untersucht.
    * In Zusammenarbeit mit der Berlinale und/oder Berliner Programmkinos entstehen die „Einstein-Filmwelten“, eine (wiederholbare) Kino-Programm-Woche mit Filmen unterschiedlicher Genres.
  • „Einstein - Theaterwelten“
    * Ein witzig-spritziges Jugend- und Schülertheaterstück entsteht zum Einstein-Jahr. Es soll Einstein in allen Aspekten seiner Persönlichkeit Jugendlichen ab 10 oder 12 Jahren nahebringen. Eines der traditionsreichsten Kinder- und Jugendtheater Berlins, die Rote Grütze, wäre bereit, sich des Themas anzunehmen. Holger Franke, erfolgreicher (Co-)Autor vieler (auch verfilmter) Kinder- und Jugendtheaterstücke (‚Darüber spricht man nicht’, ‚Was heißt denn hier Liebe?’, ‚Gewalt im Spiel’, zuletzt: ‚Zum Beispiel Harim’, Uraufführung 28.11.03) wäre interessiert, ein solches Theaterstück zu erarbeiten. Sein persönlicher Bezugspunkt: Lange lebte er in einem Berliner Haus, in dem in den 20er Jahren immer wieder Begegnungen zwischen Albert Einstein und seinem Schauspiellehrer, dem Schauspieler, Cranach dem Älteren („Hier geht ein Mensch“) stattgefunden haben sollen.
    * Die „Akte Einstein“ als Theaterstück. Liegt das Rechercheergebnis für den Dokumentarfilm vor, kann geprüft werden, ob und in welcher Form sich die „Akte Einstein“ auch für ein Theaterprojekt eignet.
  • Die „Einstein-Modenschau“ – Unter dem Titel „Vom G-String zum E-String“ entsteht eine avantgardistische Modenschau für den Wissenschaftsball – entwickelt von Künstlerinnen und Künstlern. Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit Theorien der Kosmologie sind rein absichtlicher Natur. Lassen Sie sich überraschen.


2.3. Die Einstein-Sponsoring-Aktionen
·
Einsteins Pässe“ - eine Marketing-Idee – Wir produzieren (falsche) Pässe mit denen Einstein an seinen Reisezielen war bzw. gewesen sein soll. Versteigerung über Ebay – Spielidee: Wer kauft schon einen Paß?

„Auf den Spuren Einsteins“ – Das Einstein-Reisen Projekt. Eine zielgruppenspezifische Struktur von (a) Auslandsreise (b) Europa-Reise (c) Deutschlandtour und (d) Rundgang/-fahrt in Berlin – möglich auch als Geschichtsreise (z.B. in Zusammenarbeit mit einem Reiseveranstalter wie Studiosus)

Das „Einstein-Quiz“ – In Zusammenarbeit mit Radio- oder Fernsehsendern und Sponsoren entsteht ein Quiz mit exquisiten Preisen, die aber nur gewinnen kann, wer die schweren von Experten oder Verulkern entworfenen Fragen auch wirklich beantworten kann. Die Teilnehmer müssen entscheiden, ob eine Frage ernstgemeint ist oder die originellsten Antworten gewinnen.

Die „Einstein-Dokumentationen“ – Viele der im Projekt WeltBilder enthaltenen Ideen und Einzelvorhaben lassen sich (multimedial) auf CDs bzw. DVDs dokumentieren und kostensenkend vertreiben.


2.4. Einstein in Ulm – Erste Optionen

Die örtlichen Ulmer Veranstaltungen zum 125.Geburtstag Albert Einsteins weisen erfreulicherweise eine starke kunst- und kulturorientierte Komponente auf. Im Gespräch mit den Ulmer Planern und Realisatoren, sowie durch den Besuch der Ulmer Veranstaltungen können mit Sicherheit weitere wertvolle Anregungen und Ideen für das Kulturkonzept im Einstein-Jahr 2005 gewonnen werden. Es sollte geprüft werden, welche der Ulmer Ideen im Jahr 2005 an anderen Orten wieder aufgegriffen bzw. weitergeführt werden können.
Um bereits während der Ulmer Feiern auch auf die kulturellen Komponenten des Einstein-Jahres 2005 hinzuweisen, bietet sich ein zurückhaltendes, nicht in die örtlichen Planungen eingreifendes Vorgehen an. Dieses kann – neben einer eigenen, lernenden Beteiligung an den örtlichen Veranstaltungen - aus den beiden folgenden Komponenten bestehen, die vorausgesetzt, daß sehr schnell Entscheidungen fallen, möglicherweise noch kurzfristig realisiert werden können:

Ein „Ulmer Einstein-Konzert“ – ein Orgel- oder Violinenkonzert, bei dem Kompositionen aufgeführt werden, die Einstein besonders liebte.

Präsenz der Mobilen Einstein Kiste – „Hier entsteht das Einstein-Jahr 2005“, so könnte das Motto für einen einwöchigen Aufenthalt der Informations- und Aktionsbox auf dem Ulmer Münsterplatz lauten. Sie bietet Informationen zu Einstein und den geplanten Projekten des Einstein-Jahres 2005.


3. Partnerschaften und Kooperationen

„WeltBilder“ existiert als Ganzes und aus seinen Teilen heraus. Seine Teile sind Module, die in Projektkooperationen weitgehend autonom vorbereitet und realisiert werden und doch als Teil des Gesamtvorhabens in Erscheinung treten. „WeltBilder“ bietet Raum für darstellende und bildende Kunst, für traditionelle künstlerische Ansätze und modernste Formen experimenteller Kunst. „WeltBilder“ beschränkt sich nicht auf einzelne Medien, sondern sucht sich seine „Formen“ in und für alle(n) Medien.
Projektkooperationen entstehen zwischen KünstlerInnen, KulturmanagerInnen aber auch mit Sponsoren und anderen Projektpartnern, wie zum Beispiel Fernsehanstalten und Verlagen. Der Konzertveranstalter Stefan Gorohl beispielsweise hat angeboten, mit „WeltBilder“ und dem „Bürger Einstein“ zusammenzuarbeiten, wenn Bedarf an bekannten Künstlern aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik besteht. Interessante Partnerschaften können zum Beispiel auch mit regelmäßig stattfindenden Berliner Kulturereignissen eingegangen werden. Die Berlinale bietet sich beispielsweise als Partner für ein Sonder-Programm zu Einstein-Filmen an.
WeltBilder ist ein offenes, netzwerkartiges und prozessuales Projekt. Es wächst und verändert sich mit den Diskussionen, die über das Projekt geführt werden und den Diskutanten, die sich in die Diskussion einmischen. Die Projektgruppe WeltBilder hat mit etlichen Künstlern und Künstlerinnen erste Kontakte aufgenommen – nicht all deren Ideen sind bereits soweit gediehen, daß sie hier schon jetzt ausführlich reflektiert werden können. Für das Projekt WeltBilder existiert eine erste Künstlerliste, die derzeit kontinuierlich erweitert wird.

 

Die Ideen für dieses erste Konzept wurden erarbeitet von: Ortrun Blase (freie Künstlerin, Berlin), Peer Wredenhagen (freier Graphik-Designer, Berlin), Eva Diegritz (freie Dramaturgin/Kuratorin, Berlin), Katrin Lock (freie Künstlerin, Berlin), Otfried Nassauer (BITS), Jürgen Neugebauer (Hochschullehrer, Berlin) und Ekkehard Sieker (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin). Bei ihnen liegt auch das Copyright ©.

 

 


Anhang

Anhang 1: Einstein und die Kultur - Künstlerisches und wissenschaftliches Erleben

„Wo die Welt aufhört, Schauplatz des persönlichen Hoffens, Wünschens und Wollens zu sein, wo wir uns ihr als freie Geschöpfe bewundernd, fragend, schauend gegenüberstellen, da treten wir ins Reich der Kunst und Wissenschaft ein. Wird das Geschaute und Erlebte in der Sprache der Logik nachgebildet, so treiben wir Wissenschaft, wird es durch Formen vermittelt, deren Zusammenhänge dem bewußten Denken unzugänglich, doch intuitiv als sinnvoll erkannt sind, so treiben wir Kunst. Beiden gemeinsam ist die liebende Hingabe an das Überpersönliche, Willensferne.“ (Albert Einstein, 1921)

Das vertraute Bild von Einstein und der Geige veranschaulicht die Bedeutung der Musik für den Menschen Einstein. Er "erlebte Tagträume in Musik", sah sein "Leben in musikalischen Formen", konnte sich sein "Leben ohne Musizieren überhaupt nicht denken". Das eigene Spiel, besonders die Improvisation beflügelte seine Ideen. Mozart spendete ihm Trost bei vergeblicher Suche und mit Bach ordnete er seine Gedanken. Einsteins Wirkung reicht von der Literatur (Dürrenmatt, Physiker), über Opern (Dessau, Einstein; Philipp Glass, Einstein on the Beach; DŽAse, Einstein, die Spuren des Lichts) bis in die heutige Jugendkultur (Einstein-RAPs).

„Weder die Materie, noch der Raum, noch die Zeit sind seit zwanzig Jahren, was sie seit jeher gewesen sind. Man muß sich darauf gefaßt machen, daß so große Neuerungen die gesamte Technik der Künste verändern, dadurch die Invention selbst beeinflussen und schließlich vielleicht dazu gelangen werden, den Begriff der Kunst selbst auf zauberhafteste Weise zu verändern.“, so Paul Valery (zit. nach Walter Benjamin: „ Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, 1936).

Das Weltbild Einsteins mit seiner Relativität von Zeit und Raum sowie die Abkehr von einem stofflichen Materie-Begriff in der modernen Quantenphysik finden sich in der Psychoanalyse nach 1900 (Freud, Jung u. a.) ebenso wieder wie die visuelle und akustische Umsetzung der entdeckten Polyperspektivik in der Kultur. Die Untersuchung des aufgesplitterten Subjektiven und intersubjektive Prozesse sind Thema in Expressionismus, Kubismus, Dadaismus, Surrealismus, sowie Futurismus und Abstraktion, Atonalität, Polytonalität in der Musik, A-Logik und Akausalität in Literatur und Dichtung.

Nach der impressionistischen Entmaterialisierung des Gegenständlichen leitet das Untersuchen des Lichtes als Vibration und des Sehens als Bewegung ein Verständnis des Bildes als Projektionsfläche außerhalb der reinen Nachbildung des sinnlich Erfahrbaren ein.

Der Abschied vom unifokalen euklidischen Perspektivraum der Renaissance in der Malerei vor dem Ersten Weltkrieg machte auch den klassischen Begriff des Volumens obsolet. Transzendenz und Rhythmus öffnen den Raum und ordnen ihn gleichzeitig. Musik und der Rhythmus der Maschinen sind Takt gebend.

Für Künstler wie Paul Klee, der parallel zu den sich wandelnden Raumvorstellungen in den Naturwissenschaften die Metamorphose der Form untersucht und als einer der ersten serielle künstlerische Untersuchungen lieferte, waren künstlerische Motive Ausschlag gebend.
Juan Gris, Theo van Doesburg, Naum Gabo und die Mehrzahl der konstruktiv – abstrakten Künstler bezogen sich dagegen erklärtermaßen auf die Erkenntnisse der Physik und Mathematik, indem sie die dynamische Struktur des Raumes untersuchten. Klare Bezüge zu Einsteins Relativitätstheorie und auf nicht-euklidische Geometrien und „Raumzeitliche Strukturen“ sind auch in der Titelgebung ihrer Werke erkennbar. Vor allem jedoch bestätigten die Neuerungen in Physik und Mathematik die eigene Intuition in der Untersuchung der Raum-Form-Beziehung.

Collage und Montage sowie die dreidimensionale Montage sind logisch folgende Kunstfiguren, die neue Darstellungen elementarer Formen und die Metapher der Maschine miteinander verbinden. Für Max Ernst ist sie „die Erforschung wenig bekannter Randbereiche des Denkens durch irrationale Methoden. Dazu systematische Paarung zweier miteinander scheinbar nicht zu paarender Realitäten auf einer Ebene, die ihnen scheinbar fremd ist.“

Die Erkenntnisse der abstrakten Avantgarde der 20er Jahre über die so genannte Raumzeit kombiniert mit denen des Surrealismus über das Objekt, der DADA-Collage mit der Technik des Filmschnittes, der elementaren Farb- und Formensprache der Abstraktion und den Effekten der Beleuchtung – sie ermöglichten ein Zusammenspiel von Raum, Zeit, Objekt und bewegtem Subjekt (Ausstellungsbesucher in der vierten Dimension) in einer aktiven Beziehung zueinander. Vergänglichkeit, Kommunikationsprozesse, zeitlich limitierte sinnliche Erfahrungen, Interaktion und Dematerialisierung sind im Schaffensakt implizit. Aktions- und Performancekunst sowie experimentelle multimediale Formen verbinden Planung und Automatismus, Nähe und Distanz und generieren dadurch erste Stereowelten, die unter anderem elektronische Medien wie das Fernsehen benutzen und thematisieren. 1977 wurde die dokumenta 6 mit einer über Satellit weltweit verbreiteten „Live-Sendung“ eröffnet. Live waren nicht die Aktionen von Joseph Beuys, Douglas Davis und Nam June Paik in Kassel, sondern die elektronisch bearbeitete Fassung auf dem Bildschirm. Moderne Prothesen eines allgegenwärtigen Blickes auf dem Weg zum Fetisch. Wir existieren zweimal in unseren Stereowelten.

Nach Paul Virilio ist die Lichtgeschwindigkeit eine seit den ferngesteuerten Operationen der Raumfahrt auf anderen Himmelskörpern längst durchbrochene Grenze. Das Subjekt ist nun zweimal in der Welt präsent – gleichzeitig – auf der Erde und auf dem Mars, im eigenen Land und auf der anderen Seite eines Globus, der im so genannten Informationszeitalter von elektromagnetischem Äther umgeben ist. Der Blick ist Objekt der Begierde, Tausende von Satelliten organisieren unsere Stereowelten und bald lassen Spiegelsatelliten unsere Nacht taghell werden und wir stellen die Uhr nach ihnen.

WeltBilder bietet allen Beteiligten die Chance, diesen und anderen Aspekten im Rahmen interdisziplinär ausgerichteter Kunstprojekte nachzugehen, die hinsichtlich einer Dialektik zwischen Intuition und Kognition, experimenteller und konzeptueller Praxis einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bezugsgrößen für Kunstpraxis und - theorie und damit für neue WeltBilder sind soziale, mythische, performative und visuelle Dimensionen Einsteins und seiner Rezeption.

Um der weit gefächerten Persönlichkeit Einsteins und ihren vielfältigen Wechselwirkungen mit zahlreichen kulturellen Feldern gerecht zu werden, bezieht WeltBilder, in einem intensiven Dialog von Kunst und Wissenschaft, Performance, Malerei, Bildhauerei, Medienkunst, Architektur, Theater, Fotografie, Film, Design, Musik, Literatur und Philosophie mit ein.

Nur mit einem solchen interdisziplinären Ansatz ist ein nachhaltiges Erforschen der kulturell–gesellschaftlichen Relevanz des Wirkens Einsteins aus Sicht der Organisatoren möglich. Der interdisziplinäre Ansatz ist bereits in Leben und Engagement Einsteins angelegt.

 

 


Anhang 2: Kurzbiographien der Konzeptgruppe

Ortrun Blase, geb. 1964, ist freie Künstlerin und lebt und arbeitet in Berlin. Die Sängerin und Meisterschülerin der Kunstakademie Düsseldorf untersucht in Bildserien und interaktiven Performancereihen und Projekten Wahrnehmungs- und Kommunikationsprozesse, Perspektivenwechsel, Aktivitätspotentiale des Publikums, rituelle Intuitionsmuster und Aspekte der Chaostheorie. In ihren Performancereihen arbeitet sie gezielt mit der Bewegung des Publikums und schöpft mit (Flug)bewegungen die Dreidimensionalität der Räume aus. Sie ist ebenfalls als Dozentin für Kommunikation tätig.

Eva Diegritz, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Theater und Medien in Hamburg. Freie Mitarbeit bei Kampnagel Hamburg, dem Internationalen Sommertheaterfestival Hamburg und diversen Medienkunstprojekten. Von 1994 bis 2001 war sie als Dramaturgin und Kuratorin bei Kampnagel Hamburg u.a. für die interdisziplinäre Performance-Reihe (Schwerpunkt Kunst und Technologie) verantwortlich. Als freie Dramaturgin arbeitete sie u.a. mit der Choreographin Angela Guerreiro und dem Schauspieler Herbert Fritsch für sein multimediales Projekt "Hamlet_x" (Volksbühne Berlin).
Katrin Lock, geb. 1973, studierte am Chelsea College of Art and Design in London und an der Hochschule der Künste, Berlin. Ihre Arbeiten waren in u.a. in London, Tel Aviv, Rotterdam, Zürich sowie in Einzelausstellungen in Berlin und Hamburg zu sehen. Neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin schreibt sie Texte u.a. über Globalisierungsprozesse und Musik.

Otfried Nassauer, geboren 1956, ist freier Journalist und leitet das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS). Er wirkt in dieser Projektgruppe als Bindeglied zu den Planungen des Projektes „Bürger Einstein“ mit.

Jürgen Neugebauer ist künstlerischer Mitarbeiter an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Er betreut dort u.a. das Zusatzstudium „Interdisziplinäres Gestalten“.

Ekkehard Sieker, geb. 1955, studierte Physik, Mathematik und Philosophie, arbeitete rund 15 Jahre als Fernsehjournalist beim WDR. Seit 2002 ist er als Wissenschaftsjournalist am Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte tätig. Als Bindeglied zu dessen Vorhaben arbeitet er in dieser Projektgruppe mit.

Peer Wredenhagen, geb. 1961, ist freier Künstler, Grafiker und Publizist. Er lebt und arbeitet in Berlin. Schwerpunkt seiner künstlerischen Untersuchung sind die Wechselbeziehungen verschiedener Realitätsräume untereinander und deren Überschneidungen. In seinen Papier- und Digital-Collagen sowie interaktiven Rauminstallationen erarbeitet er aus ursprünglich vertrauten Blickwinkeln neue Bildwelten.

 

 

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Zur Homepage des Einstein-Orakels und sich (fast) alle Fragen beantworten lassen - unter einstein-orakel.de

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