“E=mc² - Einstein, ein moderner, couragierter Citoyen“
Der „Bürger Einstein“ und der Frieden




Konzeptionelle Vorstellungen (Stand: 9.2.2004)

Albert Einstein war ein zutiefst gesellschaftlich denkender und handelnder Mensch, ein Bürger, der sich in viele Debatten zu Fragen seiner Zeit einschaltete. Einstein, war ein politischer Mensch, der soziale Probleme sah und sie gesellschaftlich lösen wollte. Er wirkte oft provokant, querdenkerisch, unbequem und stand deshalb immer wieder im Widerspruch zum Establishment seiner Tage.

Um auch diesen Teil seines Lebens in die Veranstaltungen des Einstein-Jahres einzubeziehen, werden für das Einstein-Jahr im Folgenden konzeptionelle Überlegungen angestellt, die zum Beispiel die Einstein-Ausstellung sinnvoll ergänzen können. Dabei wird – wie es auch Einsteins Philosophie und der Praxis des „Bürgers Einstein“ entsprach – auf aktuelle gesellschaftliche Debatten und Auseinandersetzungen Bezug genommen. Im Zentrum dieser Überlegungen steht Einsteins Engagement für den Frieden und die gesellschaftliche Verantwortung des Wissenschaftlers.

Auf der Sitzung zum Einstein-Jahr, die am 28.Oktober auf Einladung von „Wissenschaft im Dialog“ stattfand, wurde eine erste Version dieser konzeptionellen Vorstellungen vorgestellt und diskutiert. Im Anschluß wurde festgehalten,

  • daß die Themen „Der politische Mensch Einstein“ und „Einstein und der Frieden“ Bestandteil der Planungen für das Einstein-Jahr und
    daß Nichtregierungsorganisationen an der Planung und Durchführung beteiligt werden sollen.
  • Hiermit legen wir eine weiterentwickelte Version der ursprünglichen Überlegungen für das Projekt „Bürger Einstein“ vor. Sie sollen zum Mitmachen und Weiterdenken anregen.


1. Rahmen und Bezugspunkte

Das Einstein-Jahr 2005 hat einen Vorlauf. Die Stadt Ulm feiert Einstein-Jahr bereits 2004, denn im März 2004 finden in Einsteins Geburtsort Festveranstaltungen zu seinem 125. Geburtstag statt. Zu und aus diesem Anlaß kann mit ersten Aktivitäten auf das bevorstehende Festjahr 2005 aufmerksam gemacht werden. Eine Reihe kleinerer und mittelgroßer Aktivitäten sollte inhaltlich und organisatorisch von diesem Zeitpunkt an auf das eigentliche Einsteinjahr vorbereiten.

In das Jahr 2005 fallen nicht nur der 100. Jahrestag der Speziellen Relativitätstheorie und Einsteins 50. Todestag – die den Anlaß für das Einstein-Jahr bilden, sondern auch eine Vielzahl anderer relevanter Jahrestage und Daten an, die einen Bezug zu Einsteins politischem Engagement als Bürger haben. Einige Beispiele:

  • Im April und Mai 2005 findet die nächste Überprüfungskonferenz des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages statt.
  • Im Mai 2005 jährt sich das Ende der nationalsozialialistischen Gewaltherrschaft und des 2.Weltkrieges zum 60. Mal.
  • Im Juni 2005 feiern die UNO und die Charta der Vereinten Nationen 60. Geburtstag.
  • Am 9.Juli 2005 wird das berühmte Einstein-Russell-Manifest 50 Jahre alt, das Einstein noch zwei Tage vor seinem Tod unterzeichnete und das wenig später von großer Bedeutung für die Gründung der internationalen Wissenschaftlerbewegung Pugwash wurde
  • Im August wird zum 60. Mal der Opfer der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki gedacht.
  • Im September endete der 2. Weltkrieg auch in Asien.


Diese Gedenktage bieten sowohl national als auch in internationaler Kooperation Anlaß, das Engagement des politischen Bürgers Einstein zu thematisieren und mit aktuellen Fragestellungen zu verbinden. Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung, Wissenschaft in der Verantwortung für den Frieden und Wissenschaft im Gespräch mit der Gesellschaft lassen sich ausgehend vom Leben und Engagement Einsteins hervorragend öffentlich diskutieren.


2. Die Themen

Einstein hat sich im Laufe seines Lebens zu einer Vielzahl gesellschaftlich und politisch relevanter Themen geäußert und alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen eingemischt. Versteht man unter Frieden – wie es der bekannte Philosoph und Bildungsreformer Georg Picht tat - einen Prozeß der immer wieder zu praktizierenden Verringerung kriegsfördernder Faktoren wie Not, Unfreiheit und Gewalt, so kann Einsteins gesellschaftliches und politisches Engagement zu Recht unter der Überschrift „Einstein und der Frieden“ zusammengefaßt werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit lassen sich unter dieser Überschrift die folgenden Einzel-Themen zu berücksichtigen:

  • Einstein und die Atomwaffen
  • Einstein und der Pazifismus
  • Einstein und Israel
  • Einstein und der Transatlantische Gedanke
  • Albert Einstein und Albert Schweizer – das Engagement für eine sozial und wirtschaftlich gerechte Welt
  • Einstein und die Gemeinschaft der Völker (ausgehend vom Einstein-Freud-Memorandum zur Unterstützung des Völkerbundes, 1933)
  • Einstein und die (Bürger)Rechte
  • Einsteins wissenschaftspolitische Anforderungen und die heutige Zeit
  • Einsteins gesellschaftliche Visionen und die Zukunft
  • Einstein und der Dialog zwischen Wissenschaft und Kultur
  • Der unbekannte Einstein – unterbeleuchtete und unbekannte Aspekte der Forschung zum „Bürger Einstein“

Für die Umsetzung dieser und (und anderer) Aspekte des gesellschaftlichen Engagements Einsteins sind jeweils geeignete Formen zu suchen und in ein modular aufgebautes Gesamtkonzept zu integrieren, das als Ganzes präsentiert und als Bestandteil in die Aktivitäten zum Einstein-Jahr 2005 eingebracht werden kann. Dieses Gesamtkonzept sollte um ein oder zwei sehr öffentlichkeitswirksame „große Veranstaltungsereignisse“ herum aufgebaut werden und zugleich als Begleitprogramm für die Einstein-Ausstellung dienen können.
Die Zahl der realisierbaren Module und damit der Gesamtumfang des Konzeptes „Bürger Einstein“ hängt letztlich von den verfügbaren Ressourcen und davon ab, wer zu engagiertem Mittun und Planen bereit ist.


3. Formen

Zur Umsetzung der o.g. Themen kommt eine Vielzahl von kleinen, mittleren und größeren Aktivitäten und Formen in Betracht. Im Folgenden werden diese zunächst in allgemeiner, abstrakter Weise aufgelistet und dann durch erste Ideen für konkrete Aktivitäten und Bestandteile eines Gesamtkonzeptes spezifiziert. Dabei handelt es sich um erste praktikable Arbeitsüberlegungen, die schnell in ein schlüssiges und ausführlicheres Konzept überführt werden können. Als Veranstaltungsformen und Aktivitäten kommen u.a. in Betracht:

  • Ein oder zwei große, sehr öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen
  • Konferenzen, Symposien und wissenschaftlichen Workshops
  • Veranstaltungen der Erwachsenenbildung
  • Vortragsveranstaltungen bzw. –reihen und Diskussionen
  • Ideen- und Projektwettbewerbe (z.B. für Schüler, Journalisten, Nachwuchsforscher)
  • Kleinere Forschungsprojekte / Stipendien zur Erschließung neuer einschlägiger Themen und Fragestellungen
  • gezielt geplante Medien-Events (selbständig oder in Verbindung mit anderen Ereignissen des Einstein-Jahres)
  • Publikationen (vom Plakat bis zu Büchern und Studien)
  • Internetprojekte
  • Projekte mit Schnittmengen in verschiedene Bereiche von Kunst und Kultur.

Für alle Veranstaltungen und Vorhaben kann ein gemeinsamer organisatorischer und programmatischer Rahmen angeboten werden. Dieser eröffnet die Chance zu einer gemeinsamen, effektiven Öffentlichkeitsarbeit. Ziel ist es dabei, ein modulares Programm für die Zeit von März 2004 bis Dezember 2005 aufzustellen, das aus einer Vielzahl von Einzelaktivitäten besteht, die als zusammengehörend dargestellt werden können und zeigen, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.


4. Von ganz klein bis ganz groß – Mögliche Module und Einzelideen

Erste, beispielhafte Ideen für Bestandteile eines Konzeptes „Bürger Einstein“ sind im Folgenden aufgeführt. Sie sind untergliedert in Module, die bereits im Vorfeld des eigentlichen Einstein-Jahres 2005 quasi als „Werbemaßnahmen“ vorbereitend umgesetzt werden könnten, in zwei Ideen für öffentlichkeitswirksame Großereignisse und einige erste Beispiele für Einzelaktivitäten, die zum Programm des Einstein-Jahres gehören könnten. Abschließend werden einige Projekte vorgestellt, die Schnittstellen zu anderen Aktivitäten des Einstein-Jahres darstellen und Synergien erzeugen könnten.


4.1. Vorbereitende Aktivitäten

Um rechtzeitig auf das Einstein-Jahr 2005 aufmerksam zu machen, können z.B. folgende Elemente hilfreich sein:

  • Kurz vor Einsteins 125. Geburtstag wird mit einem Aufruf prominenter Wissenschaftler, bedeutender Politiker und Künstler sowie international bedeutender Preisträger das Einstein-Jahr unterstützt und dazu aufgerufen, dieses international zu begehen sowie den Bürger Einstein dabei gebührend zu gewichten.
  • Zum 125. Geburtstag Einsteins im März 2004 in Ulm kann ein Gesprächsabend mit Zeitzeugen unter dem Titel „Einsteins Nachbar – Geschichten und Limmericks“ durchgeführt werden. Prof. Peter Plesch (UK) und der Sohn Max Borns kämen als erzählende zeitgenössische Teilnehmer in Frage.
  • Als Auftakt- und Begleitaktion ab Einsteins 125. Geburtstag: 6-18-monatige Ideen- und Projektwettbewerbe z.B. für Schüler, Journalisten oder Nachwuchsforscher mit ansprechenden Preisen und prominent besetzter Jury. (Neben der Werbewirkung könnten auch gute, ergänzende Ideen für das Konzept Bürger Einstein entstehen, die sich anschließend verwirklichen lassen).
  • „Der unbekannter Bürger Einstein“ ist das Motto der Ausschreibung einer begrenzten Zahl von Stipendien und Studien zur Erschließung interessanter, aber bisher vernachlässigter oder unbekannter Aspekte der Einstein-Biographie und -Forschung (ggf. nutzbar für ein Kolloquium oder eine Konferenz auf der die interessantesten Ergebnisse in 2005 vorgestellt werden). Z.B. :
    1. Albert Einstein war über viele Jahre im Kontakt mit dem Physiker Herbert Jehle, der ebenfalls ein gesellschaftlich sehr engagierter Wissenschaftler war. Ein Projekt zur Erforschung des Diskurses zwischen diesen beiden Wissenschaftlern erscheint ebenso sinnvoll wie eine vergleichende Betrachtung ihrer Wirkungsgeschichte hinsichtlich der gesellschaftspolitischen Verantwortung der Wissenschaft. .
    2. Albert Einstein war in seinen letzten Lebensjahren in aktivem Kontakt mit vielen Wissenschaftlern, die später am Aufbau der internationalen Pugwash-Bewegung beteiligt waren. (Diese Organisation erhielt in den 90er Jahren den Friedensnobelpreis.) Hierzu könnte eine gesonderte wissenschaftliche Arbeit ausgelobt und im Kontext der gegenwärtig laufenden Erarbeitung einer „Geschichte der Pugwash-Bewegung“ realisiert werden.
    3. Einstein war ein Gründungsmitglied der War Resisters International. Seine Rolle und Wirkung in dieser Organisation kann ebenfalls im Kontext eines laufenden Forschungsvorhabens zur Geschichte der Organisation angesiedelt und realisiert werden.
    4. In Einsteins Leben gab es eine ganze Reihe bedeutsamer Ambivalenzen, zu denen wenig bekannt ist. Ob in seinem Verhältnis zu Frauen, seiner Haltung zur Rüstungsforschung oder in seinem Verhältnis zu internationalen Organisationen - teilweise sogar widersprüchliche Äußerungen, Positionen und Handlungen lassen eine genauere Erforschung reizvoll erscheinen.
  • Die Herstellung einer „frechen“ – auch 2005 noch nutzbare - Plakat-Serie, die das Vorhaben „Bürger Einstein“ bewirbt, wäre von hoher Attraktivität (erste konkrete Ideen sind vorhanden – sie basieren auf Einsteins berühmter Formel E=mc², übersetzt in: „Einstein = modern, couragiert, Citoyen“ sowie auf „frechen“ Aufmerksamkeit heischenden Slogans)
  • Vorbereitung von Publikationen zu den o.g. Themenkomplexen (in Kooperation mit Verlagen und anderen Medien)
  • Internetangebote zum Projekt „Bürger Einstein“
  • Vorbereitungsmaßnahmen für das oder die „Großereignisse“ (s.u.)


4.2. Ideen für die Highlights

Das Konzept „Bürger Einstein“ bedarf eines oder zweier auch medialer Highlights, also großer, öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen, um die sich sowohl inhaltlich als auch zeitlich die Vielzahl der kleineren Veranstaltungen gruppieren, aber auch fokussieren lassen. Dafür bieten sich die beiden folgenden Möglichkeiten an:


4.2.1. Einstein und der Frieden – Ein Mensch in gesellschaftlicher Verantwortung

Zum Abschluß des Einstein-Jahres sollen in Form einer öffentlichen Großveranstaltung alle Themen des Konzeptes „Bürger Einstein“ noch einmal gebündelt werden. Dazu bietet sich ein Kongreß unter dem Arbeitstitel „Einstein und der Frieden“ an. Auf diesem Kongress sollen die Grundgedanken und Prinzipien von Einsteins Friedensengagement dargestellt und hinsichtlich ihrer Zukunftsrelevanz diskutiert werden. Stichworte wären hier unter anderem: Ablehnung von Chauvinismus und Nationalismus, prinzipieller Antifaschismus, Pazifismus, Ablehnung der Nuklearwaffe, friedliche Beilegungen von Konflikten, internationale Kooperation. Der Kongreß sollte inhaltlich entlang des Pichtschen Friedensbegriffs (s.o) gegliedert werden und zudem die Themenbereiche „gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft“ und „Unbequemer Einstein – ein Bürger mit Zivilcourage“ abdecken. Die Veranstaltung gliedert sich mithin in fünf Foren. Für sie soll eine Vielzahl sehr prominenter Redner gewonnen werden. Zugleich soll erstmalig eine Gruppe von Trägern des (Friedens)Nobelpreises (z.B. Oscar Arias, Jimmy Carter, Michail Gorbatschow, Nelson Mandela, Prof. Josef Rotblat) und des Alternativen Nobelpreises (z.B. Uri Avnery, Hans-Peter Dürr, David Lange, Felicia Langer, Alla Yaroschinskaya oder Johann Galtung) gemeinsam Initiativen für eine friedlichere Zukunft zu diskutieren.


4.2.2. Einstein und die Atomwaffe – Kooperationsveranstaltung mit den Mayors for Peace

Einsteins Brief aus dem Jahre 1939 an den damaligen US-Präsidenten Roosevelt, in dem er auf die militärische Bedeutung der Kernenergie hinweist und vor dem Bau einer deutschen Atomwaffe warnt, aber auch sein Kampf gegen die Einführung der Nuklearwaffe wurden weltweit bekannt und gehören zu den berühmtesten gesellschaftlichen Aktivitäten Einsteins.
Im Jahr 2005 jährt sich der erste Einsatz der Atomwaffe zum 60.Mal. Die Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki haben aufgrund der verheerenden Folgen des Nuklearwaffeneinsatzes gegen ihre Heimatstädte eine internationale Friedensinitiative zur Förderung der nuklearen Abrüstung ins Leben gerufen, an der sich weltweit mittlerweile mehrere Hundert Städte beteiligen, darunter auch Berlin. Im Jahr 2005 will die Initiative „Mayors for Peace“ weltweit mit großen und kleinen Veranstaltungen, sowie einer Weltkonferenz für verstärkte Bemühungen um nukleare Abrüstung werben. Eine große Veranstaltung mit bekannten Rednern und ausgewiesenen Sachkennern sollte in diesem Kontext auch in Berlin stattfinden – möglichst in direkter Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern von Hiroshima und Nagasaki und hoffentlich natürlich unter Beteiligung der Stadt Berlin.

4.3. Erste Beispiele für mögliche Einzelprojekte
Eine Vielzahl kleinerer, mittlerer und größerer Veranstaltungen kann die „Großereignisse“ sinnvoll vorbereiten, ergänzen, vertiefen und dazu beitragen, daß während des Einstein-Jahres kontinuierlich über Einstein, sein gesellschaftliches Engagement und die Themen, mit denen er sich befaßte, diskutiert wird. Im Folgenden einige erste Beispiele:

  • Eine Konferenz „Einstein und die Gemeinschaft der Völker – Die Zukunft des Multilateralismus“ kann bei dem gemeinsamen Memorandum von Albert Einstein und Siegmund Freud ansetzen, mit dem sie 1933 versuchten, das Völkerrecht und den Völkerbund zu stärken. Die Konferenz könnte zum 60. Jahrestag der Gründung der Vereinten Nationen im Juni 2005 Anlaß sein, Optionen der Stärkung der Vereinten Nationen und des Völkerrechts zu diskutieren.
  • Ein wissenschaftliches Symposium oder eine Konferenz zu „Einsteins wissenschaftspolitischen Anforderungen in der heutigen Zeit“ bietet sich an.
  • Ein Workshop oder Symposium „Albert Einstein und Albert Schweizer“ kann die die entwicklungspolitischen Dimensionen in Einsteins und Schweizers gesellschaftlichem Engagement beleuchten.
  • Ein Symposium oder eine Konferenz zum Thema „Einstein und die (Bürger)Rechte“ können bei Einsteins intensiver kritischen Auseinandersetzung mit Fragen und Verhaltensweisen des autoritären Staates ansetzen, sei es bei seiner Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Deutschland oder mit dem McCarthyismus in den USA. Viele dabei aufgeworfene Fragen sind - gerade auch für die westlichen Demokratien angesichts der durch die Terroranschläge des 11.9.2001 ausgelösten Diskussionen über die innere Sicherheit - von hoher Aktualität.
  • Ein Workshop oder Symposium mit dem Titel „Der unbekannte Einstein“ kann die Ergebnisse von Arbeiten, die aus Stipendienvergabe und Wettbewerben resultieren, öffentlich vorstellen und diskutieren.
  • Ein Workshop und eine größere öffentliche Veranstaltung zum Thema „Einstein und Pugwash“ bietet sich an. Die Wege Einsteins kreuzten sich mit jenen der Gründer der mit dem Friedens-Nobel-Preis ausgezeichneten Wissenschaftlergruppierung Pugwash. Diese Organisation führt jedes Jahr etliche nichtöffentliche Workshops und internationale Konferenzen zu wichtigen Fragen der Abrüstung, Nichtverbreitung und Sicherheit durch, die seitens der nationalen, gastgebenden Pugwash-Sektion zu finanzieren sind. Das Einstein-Jahr sollte dazu Anlaß sein, nach längerer Pause wieder einen solchen Workshop oder eine Konferenz in Deutschland zu ermöglichen. Dies geschähe am besten im zeitlichen Umfeld von einem der beiden Großereignisse, weil sich dadurch etliche prominente Redner gewinnen lassen. Da zur Zeit eine „Geschichte der Pugwash-Bewegung“ erarbeitet wird, wäre es denkbar, daß eine Sonderpublikation zu „Einstein und Pugwash“ in deutscher und englischer Sprache produziert werden kann.
    · Der „Pazifist Einstein – Die Zukunft des Pazifismus“ können Anlaß für Veranstaltungen von Gruppen aus der Friedensbewegung sein.
  • Ein Journalisten-Austausch zu Einstein transatlantischen Spuren kann unter dem Motto: „Auf den Spuren Einsteins“ bzw. „Tracing Einstein“ im Rahmen bestehender journalistischer Austauschprogramme realisiert werden. Deutsche Journalisten recherchieren zum „Bürger Einstein“ in den USA, amerikanische Journalisten in Deutschland; eine Erweiterunf auf weitere Länder ist denkbar.
  • Ein Buchprojekt: „Einstein und der Frieden“ – ist sowohl als Taschenbuch als auch als Hardcover vermutlich problemlos realisierbar.


4.4. Einstein-Schnittstellen – Ideen, die Brücken zu anderen Projekten

Für das Einstein-Jahr wird nicht nur im Rahmen des Projektes „Bürger Einstein“ geplant. Andere Arbeitsgruppen, die in engem Kontakt mit der Autorengruppe dieser Vorschläge stehen bereiten beispielswiese ein Kulturprogramm unter dem Arbeitstitel „WeltBilder“ und ein spezielles Programm für Schüler vor. Dies schafft die Möglichkeit zur Zusammenarbeit und zu Planungen, mit denen Synergien geschaffen werden können. Einige Beispiele machen dies deutlich:

  • „Die Mobile Einstein Kiste - MEK“ – „Hier entsteht das Einstein-Jahr 2005“ , so könnte das Motto für einen Informations- und Aktions-Container lauten, der in vielfältigen Funktionen an unterschiedlichen Orten eingesetzt werden kann. In Hamburg existiert ein verfügbarer, transparenter Container, der längsseitig mit einer Plexiglaswand und mit technischer Grundinfrastruktur ausgestattet ist. Dieser kann als mobile, nur zeitweilig stationäre Informations- und Aktionsbox für Werbe- und Vorbereitungszwecke für das entstehende Einstein-Jahr, die Einstein-Ausstellung, den „Bürger Einstein“ und vieles andere mehr genutzt werden, kurz als die MEK. Im März in Ulm, später vielleicht in Bern, danach an Einstein-Orten in Berlin oder anderswo. Der Phantasie und den Nutzungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Flexible Einbauten lassen unterschiedliche Nutzungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu – von der Aktionsfläche für Performances, als Ausgangsort von Projektionen und anderen Kunstaktionen bis hin zur Nutzung als Info-Box und mobiles Vorbereitungsbüro. Nutzer sind wechselnde Teams aus Künstlern, Organisatoren und Werbern. Mit dem Beginn des Einstein-Jahres 2005 wird die MEK immer mehr auch zu einem mobilen, kostengünstigen Veranstaltungsort des Projektes WeltBilder. Projektionen, Simulationen, Performances, Theateraufführungen, Klanginstallationen u.v.a. mehr können an verschiedenen Orten in Berlin von dieser Plattform aus öffentlichkeitswirksam und kostengünstig realisiert werden. Für die Jahre 2004 und 2005 ist die MEK Kontinuum, roter Faden und Performative.
  • „Mach mir den Einstein – Das Einstein-Casting“ – Ein öffentlicher Wettbewerb für Lehrer. Wer erklärt Einstein am besten und am interessantesten? Die Jury besteht – natürlich – vor allem aus Schülern. Hier bietet sich eine klare Schnittstelle zu den Programmen für Schüler und Jugendliche.
  • „Das Einstein –Theater“ Ein witzig-spritziges Jugend- und Schülertheaterstück entsteht zum Einstein-Jahr. Es soll Einstein in allen Aspekten seiner Persönlichkeit Jugendlichen ab 10 oder 12 Jahren nahebringen. Eines der traditionsreichsten Kinder- und Jugendtheater Berlins, die Rote Grütze, wäre bereit, sich des Themas anzunehmen.
  • „Die Akte Einstein“ – In Zusammenarbeit mit Fernsehanstalten entsteht aus den Akten der Schweizer Fremdenpolizei, der deutschen Dienste, des FBIs und anderer ein Dokumentarfilm, der das Leben des „überwachten, politischen Bürgers Einstein“ und seinen Umgang damit beschreibt. Erfahrene Geheimdienstexperten, investigative Journalisten und Dokumentarfilmer kooperieren bei diesem Projekt.
  • Weltformel - Kunstformel – Ein Denkwettbewerb für Wissenschaftler und Künstler zwischen theoretisch abgeleiteter Erkenntnis und intuitivem Wissen. Immer auf der Suche nach der einen Formel, die die Welt erklärt - wissenschaftlich oder künstlerisch. Wer wird wohl die attraktiven Preise dieses Wettbewerbs gewinnen? Dieses Projekt kann voraussichtlich auch in enger Zusammenarbeit mit Sponsoren entwickelt und durchgeführt werden.


5. Partnerschaften und Kooperationen

Das Einstein-Jahr 2005 und das Projekt „Bürger Einstein“ bieten eine gute Gelegenheit „Wissenschaft im Gespräch mit der Gesellschaft“ zu praktizieren. Deshalb kommt es darauf an, möglichst vielen Institutionen und Organisationen, die an einer Mitwirkung und an der Durchführung von Veranstaltungen im Rahmen dieses Konzeptes interessiert sind, diese Möglichkeit zu geben bzw. einen Rahmen zu bieten, in den sie auch ihre Veranstaltungen integrieren können. Partner können Forschungsinstitute ebenso wie wissenschaftliche Fachgesellschaften, aber auch Nichtregierungsorganisationen sein. Die deutschen Friedensforschungsinstitute sollten sich also ebenso beteiligen können wie die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) oder Nichtregierungsorganisationen wie die War Resisters International, deren Gründungsmitglied Einstein war. Partner können sowohl aus dem Inland kommen als auch aus dem Ausland. Partnerschaften mit Organisationen aus den USA, Israel, Schweiz und Japan kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. In den USA dürften beispielsweise der German Marshall Fund oder das Carnegie Endowment for Peace and Democracy, in der Schweiz CERN oder die Schweizerische Friedensstiftung interessiert sein. Zudem wäre zu überlegen, ob zum Projekt „Bürger Einstein“ ein prominent und international besetztes Advisory Board mit beratender Funktion gebildet werden sollte.

Partnerschaften können sich auf einzelne Veranstaltungen und Vorhaben beziehen, aber auch auf die Ausgestaltung größerer Themenblöcke mit einer ganzen Reihe von Aktivitäten. Dies geschieht am besten durch einen koordinierten Aufbau von Projektmodulpartnerschaften, in denen sich die Organisationen und Institutionen zusammenfinden, die ein ganzes Projektmodul oder auch nur eine einzelne Veranstaltung verantwortlich durchführen wollen bzw. können. Zwischen den Projektmodulpartnerschaften soll ein Informationsaustausch organisiert werden, um sicherzustellen, daß die einzelnen Partner sich gegenseitig über ihre Planungen, Termine, Inhalte und z.B. prominente Redner informieren und die Möglichkeit von Synergieeffekten nutzen.


6. Erste Schritte

Die Vielzahl der Einzelvorhaben und Partner, die Größe der Projekte und die Vielzahl, zeitliche nahe beieinanderliegender Gedenktage machen es erforderlich, umgehend mit den Vorbereitungen für das Projekt „Bürger Einstein“ zu beginnen werden. Nichtregierungsorganisationen können zumeist nicht auf eine größere Zahl ständig verfügbarer festangestellter Mitarbeiter zurückgreifen. Sie müssen die Vorbereitungsarbeiten für ein solches Projekt in einer Mischung aus bezahlter und ehrenamtlicher Arbeit leisten. Zudem können sie auch nur dann Projekt- und Eigenmittel in signifikantem Umfang aufbringen, wenn ausreichende Vorlaufzeiten für Antragstellung und Entscheidung ihrer Anträge gegeben sind.

Daher sollte möglichst noch im Frühjahr 2004 mit dem Aufbau eines Projektvorbereitungsteams und einer minimalen, aber bei Bedarf flexibel ausbaufähigen Projektinfrastruktur begonnen werden, die alle nötigen Arbeiten zur Durchführung des Projektes „Bürger Einstein“ in Angriff nimmt bzw. plant.

Bis zum 30.6.2004 sind folgende Arbeitsschritte zu unternehmen bzw. Ergebnisse zu erarbeiten:

  • Aus den Konzeptideen für das Projekt „Bürger Einstein“ muß ein umfassenderes, präzises Konzept entstehen. Weitere Projektmodule müssen entwickelt und ausgeplant werden. Ein erstes deutlich weiterentwickeltes, präsentationsfähiges Expose bzw. „Project-Outline“ entsteht.
  • Die Projektpartnerschaften für die Projektvorhaben 2004 sowie erste „Letter of Intent“-artige Absichtserklärungen für die Projektmodulpartnerschaften 2005 werden vorbereitet bzw. vereinbart.
  • Die Projektmodule für das Jahr 2004 werden im Detail ausgeplant und ihre Durchführung wird initiiert.
  • Erste Projektmodule werden zum 125. Geburtstag Einsteins in Berlin und Ulm durchgeführt.
  • Finanzierungsanträge für die Projektmodule des Jahres 2004 sowie für die weitere Projektvorbereitung und -durchführung müssen erarbeitet werden.
  • Corporate Identity, erste Werbemaßnahmen und Internetprojekte für das Projekt „Bürger Einstein“ werden konzipiert und vorbereitet.

 

Die Ideen für dieses erste Konzept wurden erarbeitet von: Reiner Braun (Naturwissenschaftler-Initiative für Frieden und Zukunftsfähigkeit), Otfried Nassauer (Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit - BITS), Ekkehard Sieker, Milena Wazeck (Max Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte) und Herbert Wulf (Internationales Konversionszentrum Bonn –BICC). Bei ihnen liegt auch das Copyright ©.

 

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